1. Swiss Alto Horn Festival in St. Maurice (29. – 31. März 2019) – mein Bericht (Anabel Voigt)

„Hallo, mein Name ist Anabel. Ich spiele die Solo Althorn-Stimme in der Jugend Brass Band BlechKLANG und das ist mein Bericht zum 1. Swiss Alto Horn Festival!“

Anabel Voigt beim Swiss Alto Horn FestivalFreitag, 29. März 2019 – das Abenteuer beginnt

„Meine Reise zum 1. Swiss Alto Horn Festival, diesem besonderen Wettbewerb in der Schweiz, startete am frühen Morgen des 29. März 2019. Bereits um 7 Uhr hat mich mein Lehrer Alexander Richter abgeholt, damit wir rechtzeitig in St. Maurice ankommen würden. Begleitet vom Sound vieler berühmter Brass Bands, verlief die Fahrt ohne Probleme, wobei ich nicht wirklich viel von der Strecke mitbekommen habe, da ich mit den Gedanken ganz woanders war. Ich gebe zu, die Aufregung war groß. Ich sollte immerhin die einzige Teilnehmerin aus ganz Deutschland sein, die sich diesem Wettbewerb stellen würde.

Am Nachmittag um 15 Uhr kamen wir schließlich an. Ich muss sagen, St. Maurice ist ein wirklich wunderschönes kleines Dorf in der französischen Schweiz. Ich hatte allerdings wenig Zeit, die Atmosphäre zu genießen, denn ich musste mich auf das Treffen mit der Pianistin vorbereiten. Um 18:45 Uhr war ich an der Reihe. Die Probe fand in einem großen Saal statt, in dem am folgenden Tag auch das Vorspiel sein würde. Daher nutzte ich die Zeit intensiv, um zusammen mit meinem Lehrer die klanglichen Möglichkeiten zu testen, um meine Intonation auf das Klavier einzustellen und natürlich auch, um mit der Pianistin das Tempo und die Einstiege abzusprechen. Es war eine sehr gute Probe, die mich zuversichtlich auf den folgenden Tag blicken ließ – der Wettbewerb konnte kommen!“

Samstag, 30. März 2019 – jetzt wird es ernst

„Viel Zeit zum Ausschlafen hatte ich leider nicht am ersten Tag des Wettbewerbs, denn schon um 9:10 Uhr war mein Vorspiel angesetzt. Deswegen holte mich der Wecker wieder um 7:00 Uhr aus dem Bett, damit ich mich noch vor dem Frühstück ausgiebig einspielen konnte. Das Essen fiel dann eher kurz aus, weil ich kaum Hunger hatte – ich war unglaublich aufgeregt! Beim Einspielen konnte ich dann die anderen Teilnehmer kennenlernen. Das war ein ganzer Raum voller Althörner. Hier habe ich mich sofort sehr wohl gefühlt 🙂

Anabel Voigt Wertungsspiel Swiss Alto Horn FestivalDann war es schließlich soweit: mein großer Moment! Jetzt kam es darauf an! Im Nachhinein kann ich sagen: Alles in allem bin ich doch recht zufrieden mit meiner Leistung. Klar, schon allein wegen der Aufregung gab es kleinere Unsauberkeiten, aber klanglich und technisch fand ich mich sehr überzeugend. Mein Lehrer Alexander Richter gab mir nach meinem Auftritt ein ähnliches Feedback. So konnten wir gemeinsam ganz entspannt den Vertretern der oberen Kategorie zuhören. Was hier geboten wurde, war wirklich ziemlich beeindruckend, sowohl technisch als auch musikalisch.

Um 13 Uhr wurden dann die Ergebnisse bekannt gegeben. Ich war total glücklich, als ich hörte, dass ich in die nächste Runde gekommen war. Da hatte sich der Aufwand doch wirklich gelohnt! Jetzt konnte ich ganz entspannt das Rezital von Anthony Galinier genießen. Sein Vortrag war quasi ein Referat über die Geschichte der Saxhorn-Familie, welches er immer wieder mit passenden Stücken untermalte. Er hat wirklich eine sehr elegante Spielweise und eine absolut saubere Technik, sehr eindrucksvoll.

Anabel Voigt und Sheona White (1)Am frühen Abend, um 17:00 Uhr, wartete dann das nächste Highlight: ein Meisterkurs bei Sheona White! Sie hat viel über die verschiedenen Formen von Klang gesprochen und warum diese für sie so wichtig sind. Immer, wenn sie selbst gespielt hat, konnte man sofort hören, dass sie genau weiß, wovon sie redet. Das hat mich echt beeindruckt. Deswegen war ich schon ein bisschen stolz, als sie mich für meinen Klang gelobt hat, nachdem ich zwei Soli aus dem aktuellen Repertoire präsentiert habe. Nach dieser Erfahrung freue ich mich noch mehr darauf, sie im 2. International Summer Brass Band Camp wiederzusehen.

Im Anschluss an den Meisterkurs stand schließlich noch ein Treffen mit der Pianistin an. Auch dieses verlief wieder sehr gut, weshalb ich mit einem guten Gefühl für den kommenden Wettbewerbstag zu Bett ging.“

Sonntag, 31. März 2019 – knappe Entscheidungen

„Da mein Vorspiel in der zweiten Runde auf 8:50 Uhr und damit noch eher als am Tag zuvor angesetzt war und ich außerdem noch packen musste, klingelte der Wecker am Sonntag sogar noch früher. Wieder gab es ein kleines, aufgeregtes Frühstück und dann war es schon so weit. Jetzt kam es wieder darauf an! Unglücklicherweise gelang es mir diesmal aber nicht, mich von meiner besten Seite zu zeigen. Viele unnötige Kleinigkeiten sind leider schiefgelaufen, aber ich hatte trotzdem sehr viel Spaß dabei, meine Stücke zu präsentieren. Ich machte mir also für den Moment nicht allzu viel daraus und genoss anschließend die obere Kategorie. Hier wurde ein extra für diesen Anlass geschriebenes Stück gespielt. Es war sehr anspruchsvoll und hat die Musiker ziemlich gefordert.

Nach den Vorspielen war etwas Zeit, um frische Luft zu schnappen und das Wetter zu genießen. Mein Lehrer Alexander Richter und ich beschlossen also, einen Spaziergang zu unternehmen. Währenddessen sprachen wir ausführlich über meinen Vortrag. Dabei bestätigte er mir meinen eigenen Eindruck, dass es zwar eine gute Darbietung war, aber die Anzahl der Fehler wohl wahrscheinlich etwas zu hoch sein würde. Er rechnete mir zwar noch ein paar Chancen aus, dass ich vielleicht doch das Finale erreiche, aber besonders hoffnungsvoll sind wir beide nicht zur Ergebnispräsentation gegangen.

Als die Resultate endlich verkündet wurden und die Jury meinen Namen nicht nannte, war ich dann doch ziemlich enttäuscht. Ich bin mir einfach sicher, dass ich es hätte schaffen können, schon allein weil ich sehr viel positives Feedback von den Juroren erhalten habe. Es wäre schön gewesen, mich im Finale mit den anderen zu messen, aber naja, es hat nicht sollen sein. Also beschloss ich, mich stattdessen auf das Rezital von Sheona White zu freuen, das ich jetzt ohne Anspannung genießen konnte. Als es soweit war, überzeugte sie mich und alle anderen Anwesenden wieder mit ihrem fantastischen Klang. Vom ersten Ton an erfüllte sie den gesamten Raum damit. Ihre Repertoire-Auswahl – viele ruhige Stücke – passte perfekt dazu. Es war unglaublich beeindruckend.

Anschließend folgte das Finale. Den anderen Kandidaten zuzuhören, wie sie das gleiche Stück spielten, das ich auch gern präsentiert hätte, hat mich zwar wieder etwas traurig gestimmt, aber gleichzeitig hat es auch meinen Ehrgeiz geweckt. Ich werde weiterhin intensiv üben, damit ich mich konstant verbessern kann! Die gesamte Reise – mit all ihren Eindrücken, den vielen hilfreichen Informationen und dem konstruktiven Feedback – hat mir in dieser Hinsicht einen großen Motivations-Kick gegeben.

Am Abend gab es dann noch ein Gala-Konzert, diesmal mit dem Ensemble de Cuivres Valaisan (eine der vier Championship Bands aus der Region) und Arfon Owen. Es war für mich tatsächlich das erste Mal, das ich eine so gute Band live gehört habe. Mein Mund stand gefühlt die ganze Zeit offen. Ich musste total oft grinsen und war einfach extrem begeistert von diesem Auftritt. Am meisten hat mir das Anfangsstück „Entering the Galaxy“ von Paul Lovatt Cooper gefallen. Auch Arfon Owen hatte ein sehr gutes Programm. Hier ist mir vor allem „Romeo and Juliet“ im Gedächtnis geblieben. Er selbst hat auch als Entertainer sehr überzeugt.

Ensemble de Cuivre Valaisan und Arfon Owen beim Swiss Alto Horn FestivalIm Anschluss an das Konzert wurden noch die finalen Ergebnisse verkündet. Ich habe mich wirklich für die Gewinner gefreut. Sie hatten sich die Auszeichnungen mehr als verdient. Zeit zum Feiern blieb jedoch nicht, denn wir mussten ja noch zurück nach Jena. Um 2 Uhr nachts kamen wir schließlich an. Damit blieb nicht viel Schlaf, bis ich wieder in die Schule musste, aber ich kann trotzdem sagen: Diese unglaubliche Erfahrung hat sich mehr als gelohnt!“

Anabel Voigt, Alexander Richter, Julien Roh beim Swiss Alto Horn Festival

V.l.n.r.: Anabel Voigt, Julien Roh (Veranstalter des 1. Swiss Alto Horn Festival) und Alexander Richter

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